Weihnachtsmann versus Christkind

Weihnachtsmann und Christkind
Weihnachtsmann und Christkind

Ich hab`s ja mit gewissen Traditionen. Ja, ich bin 35 Jahre alt, aber ich liebe es, zu Ostern Eier und Osternesterl zu suchen. Am Heiligen Abend möchte ich nicht das Wohnzimmer betreten, bevor das Glöckchen läutet. Und als meine Eltern einen neuen Plattenspieler gekauft haben, habe ich das ehrlich gesagt jahrelang schwer verkraftet, da die zerkratzte Schallplatte, die meine Schwester und ich während dem „Christbaum-Aufputzen“ immer gehört haben und die immer an derselben Stelle hängen blieb, plötzlich wieder anstandslos von Anfang bis Ende durchlief.

Zugegeben, mittlerweile hat sich doch einiges im Vergleich zu meiner Kindheit geändert – Weihnachten wird bald hier, bald dort gefeiert, und entsprechend hat jede Familie natürlich auch eigene Traditionen, bei denen z.B. meine außerordentlichen Baumschmückkünste gar nicht mehr gefragt sind; ganz abgesehen davon, dass ich von Kind auf eine Lametta- und Glitzerverweigerin bin und nur ein Christbaum im traditionellen Bauernstil mit viel Stroh, Holz, kleinen Apferln, Lebkuchen und Bienenwachskerzen für mich ein wahrer Christbaum ist. Ich kann aber mittlerweile durchaus damit leben, dass in anderen Wohnzimmern gerne mal eine Tanne ganz in gold, weiß oder lila erstrahlt. Übrigens: ich wette, dass die heurige Modefarbe bei Weihnachtsbaumschmuck bronze sein wird!

Manches wird sich aber garantiert nie ändern: bei uns kommt das Christkind und basta! Mit Anfang 20, wie das eben so ist, habe ich diese Meinung ja noch etwas radikaler kundgetan, und trug in der Weihnachtszeit gerne ein T-Shirt mit der Aufschrift: „Santa murdered the Christkind“. Was meinerseits quasi als Anklageschrift gemeint war, um meiner Kritik an dem immer mehr Raum einnehmenden Weihnachtsmann Ausdruck zu verleihen, wurde allerdings mancherorts durchaus falsch verstanden bzw. inhaltlich gegenteilig ausgelegt: als Schlachtruf für den Weihnachtsmann!

Um Gottes Willen, das ging natürlich gar nicht. Das T-Shirt gibt`s sogar noch, aber getragen habe ich es seither nicht mehr.

Nachdem ich heuer zum ersten Mal Weihnachten als Mama feiere, frage ich mich, wie ich das in Zukunft regeln werde. Ich meine, ganz ehrlich: das ist heutzutage schon eine komplizierte Sache. Das Christkind kommt am Heiligen Abend mit Geschenken – huscht dabei aber so geheim herum, dass es niemals nie gesehen ward, egal wie sehr sich die Kinderaugen auch anstrengen mögen, zumindest ein bisschen Goldhaar zu erspähen. Im Gegensatz dazu ist der Weihnachtsmann jedoch ab November allgegenwärtig: von Film und Fernsehen bishin zu den Abbildungen am Adventskalender. Überall sehen die Kinder also den dicken bärtigen Mann in Rot die Geschenke an Weihnachten bringen. Manchmal bleibt der dabei sogar im Rauchfang stecken. Das Christkind wiederum, das dann überraschenderweise TATSÄCHLICH bei uns die Geschenke bringt (aber mit dem Rauchfang nix am Hut hat), soll gleichzeitig dasselbe sein, das als kleiner Babyjesus am 24.12. plötzlich in der selbstgebastelten Krippe auftaucht – so gesehen also doch sichtbar wird, aber ganz anders aussieht als das geschenkebringende blonde Engerl aus den Bilderbüchern, so ohne Flügel und Nachthemd und alles, und außerdem: Moooooment! Das Christkind sieht außerdem immer verdächtig nach Mädchen aus –  aber äh, Mama, ist Jesus nicht eigentlich ein Bub??

Bevor das Ganze in eine Transgenderdisskussion ausartet, kann man einfach das Thema wechseln und die Kleinen noch mehr verwirren, indem man darauf hinweist, dass der Weihnachtsmann bzw. Santa Claus eigentlich in Wirklichkeit der Nikolaus ist, der wiederum bei uns bereits am 6. Dezember seine Sackerl mit Nüssen, Mandarinen und Süßigkeiten bringt. Anstatt lustiger Pudelhaube, roter Pausbacken und dickem Bauch erwartet einen aber plötzlich ein meist eher hagerer, großer Mann in wallenden bischöflichen Gewändern, mit steifer Mütze und goldenem Stab und allem ehrwürdigen Drum und Dran, vielleicht noch mit Krampus im Anhang. Da schwirrt einem doch der Kopf, oder?

Wie  erklärt ihr das euren Kindern? Christkind ist der wahre Held, Weihnachtsmann nur der Hilfs-Tschackl (bzw. umgekehrt, für die Weihnachtsmannfans unter meinen LeserInnen)? Oder denke ich viel zu kompliziert und die Kinder nehmen das ohne zu Hinterfragen sowieso einfach so, wie es eben kommt?

2 Kommentare zu „Weihnachtsmann versus Christkind“

  1. Also bei uns kommt das Christkind.Erklärt hab ich das meiner Tochter ganz einfach in Österreich kommt das Christkind und in vielen anderen ländern der Weihnachtsmann. Und die Frage warum denn zb. Schoknikolos und so sachen verkauft werden, was ja eigentlich blöd ist die zu kaufen, wenn sie doch gebracht werden, hab ich ihr gesagt: Menschen, die keine kinder haben oder schon erwachsene Kinder müssen sich die Sachen kaufen – die werden nicht mehr gebracht. Seither putzt meine Tochter auch die Schuhe ihrer Eltern vor dem Nikoloabend.
    Wobei genau genommen haben wir eine Mischform aus Christkind und Santa Claus, nämlich was den Zeitpunkt der Bescherung betrifft: denn da ich manchmal am 24.12. in der Arbeit bin kommt das Christkind am 25.12 in der Früh wenn alle daheim sind, denn das ist meiner Tochter am allerwichtigsten und ein neues Fest bzw. Ritual hat sie eingebracht, nämlich das Christbaum-Abräumfest. Da trifft sich dann rund um Dreikönig wieder die Kernfamilie, um den Christbaum abzuräumen, die letzte Weihnachtsbäckerei aufzuessen und das letzte Mal bis zum nächsten Advent Weihnachtslieder zu hören.

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