Upcycling für`s Baby: das schönste hässliche Ding der Welt

Knibbeltuch
Knibbeltuch

 

Wisst ihr, was ich ein außerordentlich praktisches Feature an einem 7 Monate alten Baby finde? Dass es offenbar noch kein ästhetisches Stilempfinden oder zumindest noch keine vorgefertigten Ansichten über „schön“ und „hässlich“ hat, die ihm den Spaß am Spiel mit bestimmten Objekten verderben könnten. Es denkt nicht vorher darüber nach, ob das Teil cool oder uncool ist, und entscheidet aufgrund des festgestellten Coolnessgrads, ob es die Auseinandersetzung mit demselben wert ist oder nicht. Nein, im Gegenteil: das Ding kann schiach sein wie die Nacht; Hauptsache es ist bunt, glitzert, leuchtet, raschelt, knistert, bewegt sich oder lässt sich wunderbar in den Mund stopfen – mehr braucht es nicht für höchste Zufriedenheit. Herrlich, oder?

Da kann das stylischste, pädagogisch wertvollste aus nachhaltiger Holzwirtschaft gefertigte Öko-Spielzeug liegen – gegen das Plastiksackerl, dieses spannende Ding, kommt es momentan wahrscheinlich nicht an.

Neulich habe ich eine Freundin tödlich beleidigt, die selbstkritisch ihr selbstgebautes Mobile aus Strandgut beäugte, indem ich sagte: „Die hässlichsten Dinge findet der Anton sowieso immer am lustigsten!“

Uiui. Fettnäpfchen. Dabei war das eigentlich als Aufmunterung gemeint! Oft ist es nämlich mir schon so ergangen: da meine Bastelfertigkeiten endenwollend sind, war ich oft nicht so zufrieden mit dem Produkt meiner Bemühungen. Aber – tadaaaa! – völlig wurscht, weil das Baby hat trotzdem eine Freud` mit dem Trum.

Wir sollten also vielmehr unsere Un-Perfektion zelebrieren und einfach Spaß haben, Punkt.

(Der Kleine hat das selbstgebastelte Mobile übrigens großartig gefunden und vor lauter stiller Begeisterung den Mund gar nicht mehr zugekriegt)

Diese Begeisterung erhoffe ich mir auch von dem Weihnachtsgeschenk, das ich ihm vor ein paar Tagen in einer Hau-Ruck-Aktion abends genäht habe: ein sogenanntes „Knibbeltuch“ (dafür habe ich beim besten Willen kein passendens österreichisches Wort gefunden).

Weil bei mir garantiert am Ende die Schlaufen innen gelegen wären oder ähnlich Ärgerliches, habe ich – weise wie ich bin – einen Blick auf dieses Tutorial  geworfen, das ich euch wärmstens empfehlen kann.

Bei mir ging`s dann aber, was Auswahl der Materialien und Ausführung anging, etwas rustikaler zu – für ein waschechtes Upcycling-Schnudeltackerl (jetzt hab` ich`s doch probiert) durfte natürlich nur verarbeitet werden, was schon daheim herumgelegen ist. In meinem Fall musste ein alter, löchriger Blümchen-Polsterüberzug, ein Rest roter Jerseystoff, diverse Geschenkbänder und Kordeln, Hosengummi sowie ein paar Perlen und Knöpfe daran glauben. Außerdem ein möglichst geräuschintensives (sprich knisterndes) Obstsackerl und ein Stückchen gepresste Bastelwatte. Letztere beiden Dinge habe ich für das Innenleben des Schmusefetzens benutzt – dabei habe ich das Sackerl gut durchlöchert, damit später noch Luft durch das Knistertücherl kommt (was von Vorteil ist, wenn man bedenkt, dass es wahrscheinlich oft Mund und Nase des Babys bedecken wird).

Für das gewisse Extra habe ich innen ein kleines Tascherl gefüllt mit Miniperlen vernäht – damit es für den Tastsinn noch etwas Zusätzliches zu erkunden gibt. Zuerst wollte ich dafür Linsen oder Bohnen verwenden, nach kurzer Überlegung habe ich das aber wieder verworfen, da das Zutzldeckerl ja auch den Gang durch die Waschmaschine aushalten soll.

Damit das Baby auch mit voranschreitender Entwicklung noch etwas mit dem Raschelhangerl anfangen kann, lassen sich die Knöpfe durch ein Knopfloch bzw. eine Gummischlaufe ziehen – jetzt hama also auch noch die Motorik, Planungsfähigkeiten und räumliche Vorstellung dabei: die Ergotherapeutin in mir ist höchst zufrieden!

Das Ganze noch ruckzuck, wunderbar schief und und ohne Reue unperfekt  zusammengenäht, und fertig ist das wunderschönste Weihnachtsgeschenk der Welt – weil es mit Liebe gemacht ist  ❤ ❤ ❤

Aber wie soll ich es denn nun nennen? Welches Wort ist euer Favorit?

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FROHE WEIHNACHTEN!

2 Kommentare zu „Upcycling für`s Baby: das schönste hässliche Ding der Welt“

  1. Also ich bin von waschechtes Upcycling-Schnudeltackerl begeistert – nicht nur in wort und bild. Aber ich bin ja keine perfektionistin was das nähen und basteln angeht. Mit dem basteln habe ich mich überhaupt erst durch mein Kind und seine Kreativität zu beschäftigen begonnen ;-). Ich find die idee super und schade dass mir so etwas nicht eingefallen ist als meine tochter in dem alter war. Egal, dafür sind wir jetzt kreativ wo´s nur geht. Ich wünsch euch ein schönes weihnachtfest und dem Anton viel spaß mit dem waschechten Upcycling-Schnudeltackerl.

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    1. Das wünsche ich euch auch – und ein wunderbar kreatives neues Jahr! Ist es nicht großartig, wie man unweigerlich durch ein Kind unerwartete Seiten an sich kennenlernt und neue Skills entwickelt? Vor einem halben Jahr hätte ich nicht im Traum daran gedacht, dass ich mal Abende ab der Nähmaschine verbringe…

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