Im Flugzeug wünscht man sich beileibe kein plärrendes Baby – ohne Frage. Nicht nur wegen des eigenen Nervenkostüms, das man gerne für den folgenden Urlaub schonen möchte, sondern auch weil man mit dem Geschrei gegebenenfalls die anderen Passagiere beglückt. Wenn man nicht gerade Zenmeister ist, fällt es einem wahrscheinlich schwer, die genervten Blicke gelassen auszublenden und bissige Kommentare à la „Muss man dem Kind sowas antun!“ (übersetzt: „Das Kind ist mir sowas von wurscht – warum tun die MIR das an??“) lächelnd zu ignorieren.
Okay, okay. Ich bevorzuge es auch in friedlicher Stille meine Erdnüsse zu knuspern. Und wenn neben mir ein Baby sitzt, das eben das Krabbeln entdeckt hat und lautstark seinen Unmut darüber kundtut, das nicht jetzt; hier und sofort während des Starts zu demonstrieren, mache ich zugegebenermaßen auch keine Luftsprünge (und das nicht nur, weil mir das meine Hörigkeit dem über mir leuchtenden Anschnallzeichen gegenüber verbietet).
Dennoch habe ich in solchen Situationen tendenziell eher Mitleid mit den Eltern, die sichtlich immer nervöser werden und mit hochrotem Kopf versuchen den kleinen Schreihals wahlweise zu beruhigen, abzulenken, zu bespaßen oder mit Appellen an die kindliche Vernunft zur Räson zu bringen. Ich hingegen kann mich gemütlich zurücklehnen, das Schauspiel beobachten und zur Not die Kopfhörer zücken.
NOT! Denn dieses Mal sind wir diejenigen mit dem unter Umständen hochroten Kopf und dem Baby. Und ob sich das Schnübchen als friedlicher, allseits beliebter Fluggast entpuppt oder eher vom Passagiertypus „randalierender Rabauke“ ist, wird sich erst weisen.
Mit Baby im Flugzeug – so klappt`s (hoffentlich)
Vorbereitung heißt das Zauberwort. Damit oben geschildertes Szenario nicht eintritt, haben wir einige Dinge in petto, die den Kleinen, uns und unsere werten Mitreisenden bei Laune halten werden.
1. Positive Einstellung
Wer sagt eigentlich, dass ein Baby beim Fliegen anstrengend sein muss? Ich bin der Überzeugung, dass der Großteil der Babys und Kleinkinder Flüge ohne gröbere „Zwischenfälle“ übersteht – nur fallen die eben nicht auf.
Ihr habt ein entspanntes Baby zuhause? Dann geht einfach davon aus, dass das Kind im Flugzeug auch entspannt sein wird. Wer sich im Vorfeld schon Stress macht, geht nur das Risiko ein, das kleine Persönchen damit anzustecken.
2. Genug Zeit für die Vorbereitung
Beginnt schon Tage vorher langsam zu packen und euch innerlich bereit zu machen. Wer sich in allerletzter Minute abhetzt und sich das paartypische Prä-Abreise-Nervositäts-Hickhack gibt, wird in den seltensten Fällen mit einem tiefenentspannten Baby belohnt.
3. Her mit dem Busen!
Saugen, Nuckeln und Schlucken hilft beim Druckausgleich in den Ohren. Während des Starts und der Landung heißt also die Devise – wie man in meiner Heimat im Innergebirg so schön rustikal sagt: „Aussa mid de Depf!“
Wer nicht (mehr) stillt, greift zum Flascherl. Mit etwas Glück schlummert das Baby beim Trinken weg und legt gleich mal eine Runde Schlaf ein.
4. Meersalz-Nasenspray
Sollten Ohrenschmerzen auftreten, wirkt ein Nasenspray abschwellend und über die Nebenhöhlen auch entspannend auf die Ohren. Diese Maßnahme werde ich nicht von Vornherein, sondern nur im Akutfall setzen (sprich: wenn das Schnübchen eh schon heult). Er mag es nämlich gar nicht, wenn man an seiner Nase herumfuhrwerkt, und schreit dann erst recht wie am Spieß – womit eine eventuelle Präventivfunktion obsolet würde.
5. Ohrenschutz
In den ersten 4 Monaten wäre es unserem Mumperl herzlich egal gewesen, was rund um ihn passiert – der hat geschlafen, komme was wolle. Heute, mit 8 Monaten, sieht die Sache schon ganz anders aus. Damit er besser zur Ruhe findet und nicht vom Gepiepse, den Kapitänsdurchsagen und Speibgeräuschen des Nachbarn abgelenkt wird, ist ein geräuschdämmender Kopfhörer für Babys mit im Gepäck.
6. Spielzeug
Für den Flug haben wir ein paar kleine Secondhand-Spielsachen gekauft bzw. ausgeborgt, die unser Bübchen noch nicht kennt. Wird er unrund, so können wir also in unsere Trickkiste greifen und ein neues Wunderding hervorzaubern, das sicherlich zunächst einmal ausgiebigst begutachtet, abgelutscht und gegen das Tischchen geklopft werden muss.
7. Essen
Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben fertige Babygläschen gekauft, und bin ungelogen ratlos wie der Ochs vorm Tor in der entsprechenden Regalflucht gestanden. Ich war ziemlich verblüfft, was es da an originellen Zusammenstellungen gibt, und habe nach einer gefühlten Ewigkeit relativ wahllos nach irgendwas in dem Wildlachs-Hagebutten-Bolognese-Dinkelflocken-Wahnsinn gegriffen. Ich bin ja mal gespannt, wie es dem Kleinen schmeckt. Glücklicherweise sind wir mit einem Vielfraß gesegnet und bisher war er alles andere als heikel. Und da ich mir nicht sicher bin, inwiefern selbstgekochte Babynahrung mit an Bord darf, muss er da halt jetzt durch. Bei ausgewiesener Babykost gibt es keinerlei Beschränkungen bezüglich was und wieviel ins Handgepäck darf.
Wir haben also aufregendes unbekanntes Essen dabei, ein abwischbares langärmliges Lätzchen, den Trinklernbecher für Wasser und einen Babylöffel, der sich auch wunderbar als Spielzeug zum Drauf-Rumbeißen und Tief-in-den-Rachen-Schieben-bis-zum-Würgereflex (jaja, unser Schnurbel findet das offenbar interessant) eignet.
8. Windeln und so
Selbstverständlich sollte auch alles, was man zum Wickeln und für eventuelle „Unfälle“ braucht, ausreichend dabei sein: Windeln, Feuchttücher, Wechselgewand, Mullwindeln und eine Wickelunterlage.
9. Babytrage(tuch)
Spätestens vor dem Einsteigen ins Flugzeug muss man den Buggy oder Kinderwagen abgeben. Ab diesem Punkt kann eine Babytrage hilfreich sein, damit ihr mit eurem restlichen Krempel (von Handgepäck über Handtasche, Jacke, Schal und Duty-Free-Sackerln) noch zu Rande kommt. Auch wenn das Baby auf eurem Schoß einschläft, ist es angenehmer, wenn es seelig an euch gekuschelt im Tuch liegt – und ihr die Hände frei habt und jederzeit mal aufstehen könnt. Außerdem ist Getragen-Werden immer noch eines der besten Dinge, die ich kenne, um ein aufgeregtes Baby zu beruhigen – sollte der Trubel am Flughafen also zu groß sein: ab in die Trage.
10. Humor und Gelassenheit
Lachen und Weinen liegen bei Babys oft ganz nah beieinander. Meine noch recht frische Erfahrung als Mama bestätigt dies: unser Schnübchen macht nämlich im Falle von akuter Müdigkeit manchmal beides GLEICHZEITIG – ungelogen.
Sollte das Baby also mal weinen: ruhig bleiben, sich nicht um die anderen Passagiere kümmern und einfach euer Ding machen. Versucht so weit wie möglich so zu agieren, wie ihr es auch zuhause machen würdet.
Und auch wenn das Baby eben noch mit kaum zu überbietender Dramaturgie gebrüllt hat, dass ihr glaubt es wurde ihm mindestens ein Fuß abgesägt, peckt es sich im nächsten Moment unter Umständen schon wieder darüber ab, dass es überhaupt sowas wie einen Fuß hat. Oh nein, es kommt noch besser: sogar zwei! Und der Flug ist gerettet.