Der Mythos vom Entgiften, Entschlacken und Entsäuern – und warum du trotzdem GENAU JETZT damit anfangen solltest

Entschlacken richtig gemacht!
Entschlacken richtig gemacht!

 

Hört ein Schulmediziner das Wort „Übersäuerung“, stellt`s ihm meist gleich die Nackenhaare auf. Die Wissenschaftlerin schüttelt den klugen Kopf über vermeintliche Schlacken, die sich angeblich in unser aller Körper befinden sollen. Und in unzähligen Artikeln wird sich mit vor Entrüstung bebenden Nasenflügeln über die Sinnlosigkeit von Detox & Co. echauffiert.

Trotzdem gibt es einen recht beträchtlichen Haufen von Leuten, die offenbar voll auf das Entgiftungsding abfahren.

Wie kommt`s denn nun zu der Diskrepanz?

Ich sag nur ein Wort. Begrifflichkeiten. Okay, wahrscheinlich geht`s in vielen Fällen auch um Befindlichkeiten einzelner Individuen, wird doch das Thema ähnlich emotional mit Tendenzen ins Aggressive abgehandelt wie sonst nur Impf-, Homöopathie- und Rapid-oder-Austria-Debatten.

Aber zurück zu den Begrifflichkeiten. Fangen wir mal mit den Fakten an. Aus medizinisch-wissenschaftlicher Sicht gibt es keine Anlagerungen von Stoffwechselprodukten, sogenannte Schlacken, die im Körper verbleiben, Darmwände verkleben und sonstige unlustige und -gustiöse Spompernadeln treiben. Aus medizinisch-wissenschaftlicher Sicht bedeutet Übersäuerung, dass der PH-Wert des Blutes in einen sauren Bereich rutscht – und da gehst du schneller ex als du bis zehn zählen kannst. Daher lässt der Körper eine Übersäuerung überhaupt nicht zu und hält das Blut permament im basischen Bereich. Und aus medizinisch-wissenschaftlicher Sicht müssen wir uns auch nicht aktiv entgiften – denn würde sich unser Körper nicht ohnehin fortwährend täglich selbst ganz ohne unser Zutun entgiften, wären wir aus Sicht eines Arztes auch ziemlich bald hinig. Und der muss es ja wissen. Denn das mit den Todesfeststellungen haben die Ärzte üblicherweise schon drauf.

Nachdem die Entgiftungs- und Entsäuerungswilligen meist aber nicht hinig sind, sondern höchst lebendig, liegt der Schluss nahe: entgiften, entsäuern, entschlacken – alles Unsinn, weil es ja keine Gifte, Schlacken und Übersäuerung im Körper gibt. Auch ein aus medizinisch-wissenschaftlicher Sicht „echter“ Vitaminmangel ist etwas, was heutzutage bei einem gesunden Menschen eigentlich nicht mehr vorkommt – zu groß ist die Verfügbarkeit einer großen Palette an Nahrungsmitteln, das ganze Jahr über. Der Seemann, dem die Zähne ausfallen, weil er über Monate nur vergammeltes Trockenfleisch, schimmliges Brot und Rum zu sich genommen hat, ist selten geworden. Ebenso die arme Feldarbeiterfamilie, die sich den Winter über ausschließlich von Kartoffeln, Mehlsuppe und Maisbrei ernährt und für die ein unter allen Familienmitgliedern geteilter Apfel das kulinarische Highlight der Woche ist. DIESE Art von Vitaminmangel bringt man heutzutage als gesunder Mensch wahrscheinlich wirklich schwer zusammen, außer man bemüht sich wirklich sehr und isst von morgens bis abends nur junk food.

Gleichzeitig wird es wohl keinen Arzt der Welt geben (zumindest keinen guten…), der nicht folgenden Aussagen zustimmen würde:

  • Gesunde Ernährung ist besser als ungesunde Ernährung
  • gute Luft ist besser als schlechte Luft
  • basenbildende Lebensmittel sind besser als säurebildende Lebensmittel
  • Nicht-Rauchen ist besser als Rauchen
  • frisch gekocht ist besser als fast food
  • naturbelassene Nahrung ist besser als industriell verarbeitete Nahrung
  • keine Pestizide im Obst sind besser als Pestizide im Obst
  • ein artgerecht gehaltenes Tier ist besser als ein mit Antibiotika vollgepumptes Masttier aus Massentierhaltung
  • eine intakte Umwelt ist besser als eine verschmutzte Umwelt
  • schadstofffreie Cremes sind besser als schadstoffbelastete Cremes
  • ein gesunder Fisch ist besser als einen mit Schwermetallen und Mikroplastik verseuchter Fisch
  • Bewegung ist besser als keine Bewegung
  • et cetera

Um ehrlich zu sein musst du dafür ja nicht einmal einen Arzt fragen. Auch keine Ärztin. Sondern nur deinen Hausverstand.

Auch wird dir kein Arzt der Welt sagen (zumindest kein guter):

  • Iss was du willst – es ist eh wurscht, weil dein Körper sich von ganz allein entgiftet
  • Hau dir billiges und verarbeitetes Fleisch in Massen rein, ebenso gespritztes, überzüchtetes und unreif geerntetes Obst und Gemüse
  • Im Wald spazieren zu gehen brauchst du nicht, unser Körper hat sowieso schon gelernt mit den Schadstoffen in der Luft umzugehen
  • Benutze viel Zucker, Salz, Alkohol, Fett und möglichst auch noch künstliche Geschmacksverstärker, weil du kannst eh darauf vertrauen dass deine Leber das alles problemlos händelt
  • Rauche wie ein Schlot, benutze Kosmetik mit hormonell wirksamen Inhaltsstoffen und iss viel Convenience Food – dein Körper entledigt sich ohnehin von selbst jeglicher Schadstoffe
  • et cetera

Ihr wisst, worauf ich hinaus will? Auf der einen Seite wird vielleicht etwas viel geschwurbelt, auf der anderen Seite vielleicht etwas viel gefachsimpelt – aber letztendlich meinen wir doch alle dasselbe, oder? Über unsere Haut, die Atemluft und unsere Ernährung gelangen ständig Stoffe in unseren Körper, die sich negativ auf unseren Organismus auswirken und ihn sehr fordern – ob man diese Stoffe nun Gifte nennt oder nicht. Vieles davon kann man durch seinen eigenen Lebenswandel positiv beeinflussen, manchen Stoffen sind wir aber mehr oder weniger ausgeliefert (wie z.B. Schwermetallen).

Nachdem die meisten der oben angesprochenen Entgiftungs- und Entsäuerungswilligen keinen Abschluss an der Medizinuni oder einen Doktortitel der Ernährungswissenschaften mit sich herumtragen, ist es denen herzlich wurscht, ob es nun im wortwörtlichen und medizinisch-wissenschaftlichen Sinne Schlacken gibt – solange sie sich mit dem Vorgang des umgangssprachlichen „Entschlackens“ wohlfühlen.

Anstatt uns also in ewigen Schlagabtäuschen darüber zu ergießen, ob es nun Entschlackung, Entgiftung, Entsäuerung oder sonst wie heißt, können wir uns doch einfach darauf einigen, dass es durchaus sinnvoll ist, bedenkliche, gesundheitsabträgliche Stoffe zu vermeiden und stattdessen der Gesundheit förderliche Nährstoffe zuzuführen. Idealerweise natürlich soweit es geht das ganze Jahr über durch eine gesunde Lebensführung. Aber so ein „Durchputz“ einmal pro Jahr, bei dem mithilfe einer ganz bewussten Intensivkur unsere Organe wie Leber, Nieren und Haut mal ordentlich durchgespült werden, tut auch ganz schön gut. Quasi ein Reboot für unseren Körper.

Und gerade jetzt, Anfang März ist der ideale Zeitpunkt für so einen „Frühjahrsputz“. Nach einem langen Winter sind unsere Speicher meist leer (angefangen von Vit.D aufgrund der mangelnden Sonneneinstrahlung bis zu Vit. K2 und Kalzium). Über den Winter hatten wir wenig Auswahl an regionalem, frischen Gemüse und mussten auf eingelagertes oder von weit her gereistes, im Glashaus gezüchtetes und meist unreif geerntetes Obst zurückgreifen, dessen Nährstoffgehalt entsprechend schon beträchtlich gesunken ist. Und es macht sich der „Schmerz der Leber“ bemerkbar: die Leber, die gute von schlechten Stoffen trennt, filtert, entsorgt bzw. einlagert, ist müde: es macht sich die typische Frühjahrsmüdigkeit breit. Wir sind erschöpft, stellen leicht depressive Tendenzen an uns fest und lechzen nach dem Frühlingsbeginn.

Lasst uns also nicht mehr über die Begrifflichkeiten streiten. Ich persönlich empfinde den Begriff „Entgiftungskur“ nicht nur aus oben genannten Gründen etwas unglücklich gewählt, sondern er klingt mir auch zu gruselig… vielleicht sollten wir uns einfach gemeinsam einen besseren, positiv klingenden Begriff überlegen?

Macht ihr „Frühlingsputz“ und wie sieht der bei euch aus?

PS: Wer nicht zu den höchstmotivierten Täglich-Grüne-Smoothies-MixerInnen und talentierten Superfood-KöchInnen zählt, kann vielleicht  den natürlichen Supplements in meinem Shop was abgewinnen. Zur Unterstützung einer gesunde Leberfunktion empfehle ich besonders d-gest, und wer seinem Säure-Basen-Haushalt auf die Sprünge helfen möchte, ist hier richtig.

 

2 Kommentare zu „Der Mythos vom Entgiften, Entschlacken und Entsäuern – und warum du trotzdem GENAU JETZT damit anfangen solltest“

  1. Wie spannend – ich wusste gar nichts von diesem TCM Zeitpunkt und habe heuer ganz unbewusst mein „Fasten“ (so nenne ich das ganz ohne viel Drama) an diesen Zeitpunkt gelegt – ich starte nämlich am Samstag. Die Begriffe Entgiften und Entschlacken verwende ich schon lange nicht mehr (allerdings auch eher unbewusst) – neben dem „fasten“ manchmal noch „reinigen“. Eine gute Zeit mit deiner eigenen Kur!

    Gefällt 1 Person

    1. Dann hast du wohl ein gutes Gespür dafür, wann der richtige Zeitpunkt ist :-). Obwohl ich weiß, dass „Fasten“ viel mehr bedeutet, assoziiere ich den Begriff persönlich immer mit „nix essen“ oder „abnehmen wollen“. Aber „reinigen“ passt auf jeden Fall auch gut zu dem, was ich vorhabe. Alles Gute für deine Fastenzeit!

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