Unser Baby wird in zwei Wochen 1 Jahr alt. Und ist dann offiziell kein Baby mehr. So gesehen war das letzte Wochenende fast so etwas wie eine Initiation zum Kleinkinddasein. Mein Baby und ich waren nämlich das erste Mal seit der Geburt länger als ein paar Stunden und vor allem über Nacht getrennt. Genau genommen sogar zweieinhalb Tage und zwei Nächte. Ich schwöre euch: das ist riiiiichtig lange.
In jedem Fall war es ein lehrreiches Ereignis für mich als Mutter. Denn am Ende des Wochenendes musste ich mir eingestehen: der Kleine hat das super weggesteckt. Eigentlich hatte der gar nichts zum Wegstecken. ICH war diejenige, der es schwergefallen ist. Und reflektiere ich über all die Sorgen, Gedanken und Zweifel, die ich mir wegen der Sache gemacht habe, muss ich nun erkennen: das war wohl der erste Schritt dieses schmerzlichen Prozesses, den alle Eltern durchmachen müssen. Nämlich das Loslassen. Die Kleinen werden groß. Sie brauchen dich von Monat zu Monat, von Jahr zu Jahr weniger. Oder zumindest anders. Sie werden selbstständig. Und das zeigen sie dir auch schon in so jungem Alter – wenn du sie lässt…
Manchmal muss man als junge Mama wirklich aufpassen, dass man das Bedürfnis des Kindes nicht mit dem eigenen Bedürfnis verwechselt. Das ist mir jetzt klar geworden. Bei einem so kleinen Wesen, das völlig auf dich angewiesen ist und mit dem du im ersten Lebensjahr schon fast symbiotisch zusammenlebst, passiert es schon leicht, dass du anfängst eigene Befindlichkeiten auf das Kind zu projizieren.
Ich sag`s euch. Was ich Bauchweh gehabt hab. Wie ich gehadert hab. Ein paar Tage vorher dachte ich noch, ich müsste das Wochenende absagen. Ich war wirklich, wirklich nervös. Und die Leute um mich hat das richtiggehend irritiert, weil ich nämlich sonst immer als „die Entspannte“ gelte. Die, die mit dem 6 Wochen alten Baby campen geht. Die, die mit dem 8-monatigen Sohn im Oman vorm Lagerfeuer sitzt und sich nix dabei denkt. Die, die immer sagt: „Geht eh alles.“
Mein Mann war was das Wochenende angeht von Anfang an locker. Für ihn war klar: logisch schaffen wir das. Und obwohl er allen Grund gehabt hätte zu verzagen, weil ich dauernd mit neuen Einwänden dahergekommen bin, war er immer zuversichtlich. Und je unruhiger ich wurde, desto mehr wollte er unbedingt, dass ich fahre. Und das zu Recht.
Was soll ich sagen. Obwohl wir normalerweise nachts und morgens noch stillen, sind Vater und Sohn auch ohne mich wunderbar zurechtgekommen. Sind bis in den Vormittag hinein im Bett herumgeknotzt, haben spät gefrühstückt, und waren viel unterwegs. Ja, das Kind wurde ganz anders angezogen, ernährt, versorgt und „betan“ als wenn ich zuhause gewesen wäre – und da fängt`s ja schon bei manchen Müttern an, dass sie das nicht aushalten. Aber als ich zurückgekommen bin, waren beide bester Dinge und fröhlich. Da hätte man als Mama schon fast beleidigt sein können, so à la: „Dieses Kind hat mich scheinbar überhaupt nicht vermisst.“ So viel zum Thema eigene Befindlichkeiten 😉
Nein ganz im Ernst. Ich find`s wunderbar zu wissen, dass die beiden ein gutes Team sind und eine starke Bindung zueinander haben. Ich hatte ja tatsächlich kurze Zeit Sorge, ob das Kind „traumatisiert“ sein könnte, wenn plötzlich die Mama 2 Tage nicht hier ist. Aber ganz ehrlich. Selbst wenn es nachts ein großes Drama gegeben hätte (was dann ja ohnehin nicht eingetreten ist): wenn aufgrund von 2 Nächten das ganze Urvertrauen perdu geht, dann muss bindungstechnisch schon im ganzen vorigen Jahr ziemlich was schiefgelaufen sein und dieses eine Wochenende wäre wohl noch unser geringstes Problem.
Natürlich bedeuten unterschiedliche Situationen und Personen auch unterschiedliche Bedürfnisse und erfordern dementsprechend unterschiedliche Herangehensweisen. Dennoch möchte ich allen Mamas da draußen sagen: Habt Vertrauen. Traut euch, eurem Kind und vor allem den Vätern was zu. Die können das nämlich auch.
Wann wart ihr denn das erste Mal von euren Babys getrennt?