Aluminium, Palmöl, Fluorid & Plastik – was ist dran an den Schreckgespenstern 2.0? Teil II

Palmöl
Palmöl

 

Vor kurzem habe ich mich dem Thema Aluminium in Deos, Sonnencremes und Nahrungsmitteln gewidmet. Heute ist Schreckgespenst Nr. 2 dran: das Palmöl.
Mittlerweile dürfte hinreichend bekannt sein, dass Palmöl in ökologischer Hinsicht ein höchst problematischer Rohstoff ist – schließlich ist in den letzten Monaten hinlänglich in den Medien über die umweltzerstörenden Monokulturen berichtet worden.
Für viele lautet die Konsequenz: kein Palmöl mehr verwenden. Macht das nun Sinn? Welche Aspekte sollte ich beim Palmöl-Konsum oder eben Nicht-Konsum mit einbeziehen?

Palmöl in Lebensmitteln

Also ich habe ja höchsten Respekt vor Menschen, die es schaffen, komplett ohne Palmöl in Lebensmitteln auszukommen. Es ist nämlich ohne übertreiben oder dramatisieren zu wollen einfach Ü-BER-ALL drin. So gut wie.
Fakt ist: alles, was Fett enthält und nicht selbst zuhause zubereitet wurde, hat so gut wie sicher Palmöl drin. Denn Palmöl ist einfach das am billigsten zu produzierende Pflanzenfett. Daher ist es auch weltweit das am häufigsten verwendete pflanzliche Öl.
Seit einiger Zeit reicht es bei Lebensmitteln nicht mehr aus, einfach nur „pflanzliche Fette“ als Inhaltsstoff anzugeben – die Verwendung von Palmöl muss am Produkt ausgewiesen sein.
Seither fällt auf: Palmfett ist im Supermarkt allgegenwärtig. Von den Chips über die Fertigpizza, vom Bio-Knabbergebäck für Kinder bis zur Babynahrung, von den Schokokeksen zur Nuss-Nougat-Creme, Eis, Blätterteig, Müsliriegel, Margarine, Brotaufstriche, Suppenwürfel, Kochsahne und und und – die Liste würde sich lange weiterführen lassen.
Auch beim Bäcker und in der Konditorei wird man üblicherweise fündig – für Gebäck, das ursprünglich mit Butter zubereitet wurde, wird nämlich meist aus Kostengründen auf das deutlich günstigere Palmöl zurückgegriffen. Das heißt Plundergebäck, Blätterteigtaschen, Torten und Croissants sind heutzutage zumeist mit Palmöl gebacken worden.

Warum ist das nun problematisch? Auf den ersten Blick ist das Palmöl ja ein Segen für die Lebensmittelindustrie: der Markt verlangt nach Fett, und Palmöl lässt sich sehr billig in großen Mengen produzieren, es ist geschmacksneutral, hat gute Koch- und Backeigenschaften, und ist ein guter Energiespender. Eigentlich also ideal. Oder?

Leider nein. Die riesige Nachfrage nach billigem Palmöl führt dazu, dass durch Konzerne unglaublich große Flächen Regenwald gerodet, ganze Landstriche zerstört und die ärmliche Landbevölkerung ihrer Lebensgrundlage beraubt wird.

Gleichzeitig muss man aber bedenken, dass immerhin ganze Staaten mehr oder weniger von der Palmölindustrie leben – für die Menschen wäre es eine Katastrophe, würde ihnen plötzlich dieser Markt wegbrechen. Darüber hinaus würde man ja eine Alternative brauchen. Wo das Fett hernehmen, wenn nicht herzaubern? Es ist kein anderer Rohstoff bekannt, der Palmöl ersetzen könnte und nicht ebenso mit Raubbau an Mensch und Umwelt verbunden wäre. Egal ob Sonnenblumen-, Soja- oder Rapsöl: man bräuchte mindestens 3x so große Anbauflächen, um dieselbe Menge wie Palmöl herstellen zu können. Besonders eklatant ist der Vergleich mit dem (auch bei mir) beliebten Kokosöl: sage und schreibe 7 Hektar Kokospalmen bräuchte man, um dieselbe Menge Öl produzieren zu können wie 1 Hektar Ölpalmen. Jegliche Alternative würde unweigerlich wiederum zu entsprechendem Massenanbau führen, um den Bedarf am Weltmarkt decken zu können. Da beißt sich also die Katze in den Schwanz. Einfach ein anderes Öl zu verwenden mag also unser schlechtes Gewissen beruhigen, bringt aber de facto nicht wirklich was. Am ehesten macht es noch Sinn, möglichst viele unterschiedliche Öle in Bioqualität und aus nachhaltigem Anbau zu beziehen – auch das Palmöl. Weil was können die armen Palmölbauern, die sich um einen nachhaltigen Anbau bemühen (ja, die gibt`s auch), dafür, wenn Palmöl plötzlich komplett boykottiert wird?

Was jedoch abgesehen von den ökologischen Aspekten eine Rolle in unserer Konsumentscheidung spielen sollte, ist natürlich unsere Gesundheit: da wir nämlich wegen der einseitigen Verwendung von Palmöl in ready-to-eat-Produkten weit mehr Palmöl zu uns nehmen, als gut für uns ist. Palmöl – v.a. die raffinierte Variante – enthält einen irrsinnig hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren. Werden diese regelmäßig und über einen langen Zeitraum eingenommen, leiden darunter auf Dauer Herz und Leber.

Außerdem warnt eine Studie der europäischen Lebensmittelbehörde Efsa von 2016 davor, dass Palmöl zwar in seiner Ursprungsform unbedenklich sei,  jedoch um für Lebensmittel eingesetzt werden zu können, auf 240 Grad erhitzt werden muss. Dabei entsteht Glycidol, das wiederum von der Internationalen Agentur für Krebsforschung als „wahrscheinlich krebserregend für den Menschen“ eingestuft wird. Gesundheitliche Bedenken bestünden laut Efsa für alle Altersgruppen bei einem hohem Verbrauch von Palmöl, für Kinder allerdings schon bei „normalem“ Verbrauch. Besonders besorgniserregend seien bereits kleine Mengen an Glycidol für Babys. Was ich übrigens eine relativ alarmierende Aussage finde, wenn man bedenkt, dass so ziemlich jedes Milchpulver in der Drogerie Palmöl enthält.

Also nun doch vollkommen auf Palmöl in Lebensmitteln verzichten?!
Ich persönlich achte v.a. bei Nahrungsmitteln, die ich speziell für unser Baby kaufe, darauf, dass sie palmölfrei sind. Auch für uns Erwachsene versuche ich, auf palmölfreie Alternativen zurückzugreifen, und zumindest grob im Auge zu behalten, dass Palmöl im Vergleich zu anderen Ölen nicht überhand nimmt. Komplett darauf zu verzichten macht für mich persönlich nicht so viel Sinn, denn dann müsste ich auch von Sonnenblumen-, Maiskeimöl & Co. absehen, die in großen Mengen genossen ja auch als gesundheitsschädlich und krebserregend eingestuft werden. So wie sehr viele andere Lebensmittel ja auch – wenn man alles, was potentiell bei hohem Konsum gesundheitsschädlich sein könnte, weglassen würde, würde bald nix mehr übrigbleiben. Denn an manchen Stellen wird ja auch vor Tomaten, Kartoffeln, Rhabarber, Zucchini, Kürbis, Marillen, Gurken und was weiß ich was allem gewarnt, da Nitrosamine hier, Blausäure da, dort ein paar Alkaoide und drüben ein bisserl Curcubitacin, und so schnell kann man im Internet gar nicht weiterklicken, hat sich jemand in Nachricht A tödlich an der selbst angebauten Zucchini vergiftet oder war in Artikel B nach dem Verzehr von Marillen gelähmt. Und beim nächsten Mal bekommt man wahrscheinlich allein deswegen Krebs, wenn man den Strunk einer Tomate nur anschaut, weil unsere Psyche vor lauter Sorge darum quasi schon auf Krebs programmiert ist.
Nein nein, hier versuche ich also die Kirche im Dorf zu lassen und halte es mit Paracelsus: die Dosis macht das Gift. Am gesündesten ist es wahrscheinlich, generell bei Fett aufzupassen, dass man mengenmäßig nicht übertreibt, es nicht zu sehr erhitzt und außerdem eine ausgewogene, abwechslungsreiche Bandbreite an verschiedensten Ölen verwendet.

Und kocht und bäckt man vorwiegend selbst mit hochwertigen Ölen, so ist es plötzlich gar nicht mehr so schwierig, den Palmölkonsum zu reduzieren.

Puh, und nachdem das jetzt schon eine ganze Menge an Information war, verschiebe ich das Thema Palmöl in Kosmetik und täglichen Verbrauchsartikeln lieber auf`s nächste Mal…

Ein Gedanke zu „Aluminium, Palmöl, Fluorid & Plastik – was ist dran an den Schreckgespenstern 2.0? Teil II“

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

%d Bloggern gefällt das: