Was passiert eigentlich nach der Geburt? 7 Dinge, die dir keiner verrät (die du aber echt gerne vorher gewusst hättest)

Wochenbett - von Koageln, Wochenfluss und dem Beckenboden
Wochenbett

Wochenbett.
Eigentlich toll – bedeutet es doch, dass du den ganzen Tag im Pyjama herumliegen und schlurfend durch die Wohnung stapfen darfst. Von Besuch kannst du ohne schlechtes Gewissen verlangen, Pizza mitzubringen. Den Kuchen futterst du zur Hälfte alleine auf. Deinen Mann schickst du zum Einkaufen. Und wenn du dich doch mal selbst zur Drogerie um die Ecke rausbewegst, ziehst du einfach schnell die Stiefel über die Schlafanzughose, scherst dich nicht die Bohne um dein zerzaustes Kopfhaar und knallst deinen einzigen Einkauf – 3 Jumbopackungen Binden (extra-secure) – selbstbewusst aufs Förderband.
Im Wochenbett ist dir das alles irgendwie wurscht. Du bist nämlich damit beschäftigt, mit diesem süßen kleinen Wesen zu kuscheln, an seinem Kopferl, dem kleinen Mündchen und den knubbeligen Zehen zu riechen. Duftet alles wie der Himmel.

Der Wochenbetthimmel kann aber gestört werden durch gewisse Umstände, die irritierend bis erschreckend sein können. Das beginnt schon direkt nach der Geburt im Krankenhaus, wo mir aufgefallen ist, dass das Personal zwar lieb und nett ist, aber fast knausrig mit den ihm zur Verfügung stehenden Informationen umgeht (so quasi: was man nicht selber fragt, erfährt man auch nicht). Unter Umständen fällt das unter eine gewisse Betriebsblindheit, da für eine Hebamme oder eine Kinderkrankenschwester wahrscheinlich vieles dermaßen alltäglich und selbstverständlich geworden ist, dass sie darüber ganz vergisst, dass eine „neue“ Mama eine Laiin auf dem Gebiet ist (und wie soll man selbstständig nach etwas fragen, von dem man gar nicht weiß, dass es existiert?).
So passieren einer Jungmutter bereits auf der Geburtenstation erstaunliche Dinge, und auch die ersten Wochen zuhause halten noch die ein oder andere Überraschung bereit.

Nachdem ich zur Zeit schon zum 2. Mal in meinem Leben „Wöchnerin“ sein darf, und ich daher überall mit den Worten: „Ach, Sie sind ja ohnehin schon eine erfahrene Mama!“ empfangen (und nicht-informiert) werde, möchte ich euch gerne an diesem reichen Schatz der Weisheit, der die Geburt bereits eines einzigen Kindes offenbar mit sich bringt, teilhaben lassen.

Tatsächlich muss ich aber ganz unironisch zugeben: beim 2. Kind läuft es wirklich um einiges entspannter ab. Hängt man beim 1. Kind noch permanent auf Google, denkt man sich bei Nummer 2 schon nix mehr dabei – und macht einfach mal intuitiv drauf los.

Damit auch du es locker angehen kannst, erzähle ich heute von 7 Dingen, die dich nach der Geburt erwarten (können). Wer nicht demnächst ein Kind zur Welt bringt und was Körperflüssigkeiten angeht etwas schwache Nerven hat, liest jetzt einfach nicht mehr weiter. Es wird nämlich unter anderem blutig.

1. (Aus-)Geburt der Schönheit?

Als meine Mutter in den 70-er Jahren ihr erstes Kind gebar und mein Vater – seines Zeichens Arzt und daher an den Anblick gewöhnt – ihr freudestrahlend ihren in seinen Augen wunderschönen Sohn präsentierte, meinte sie nur verschüchtert bis entgeistert: „Was? DER gefällt dir?!“
Jetzt würde man meinen, heutzutage, wo diese Dinge recht offenherzig in den Medien gezeigt werden, sollte es mittlerweile bei allen zukünftigen Eltern bekannt sein, dass so ein Neugeborenes, das sich eben noch durch einen engen Geburtskanal gequetscht hat, im ersten Moment nicht unbedingt das rosig-pausbackene, engelsgleiche Wesen ist, das uns aus der Werbung entgegengluckst.
Dennoch kenne ich – ohne Namen nennen zu wollen – Menschen, die im Augenblick der Geburt ihres ersten Kindes den Schock ihres Lebens erlitten haben, da sie aufgrund der bläulich-violetten Farbe, dem zerbeulten Köpfchen und den hautigen, blutig-schmierigen Falten, in denen sich irgendwo ein kleines Menschlein versteckt hielt, für kurze Zeit der Überzeugung waren, eben Vater eines schwer behinderten Kindes geworden zu sein.
Zum Glück „entfalten“ sich die Kleinen recht schnell – und innerhalb kurzer Zeit offenbart sich euch die wahre Schönheit eures kleinen Wunders.

2. Die Plazenta – jetzt wird`s blutig

Wer gedacht hat, mit der Geburt des Babys wäre alles erledigt, hat sich geschnitten – tatsächlich muss auch der Mutterkuchen noch geboren werden, der zum Zeitpunkt, an dem dein Baby schon längst auf deinem Bauch liegt, noch an der Nabelschnur hängend im Mutterleib verbleibt, und der nach einigen Minuten – verbunden mit mehr oder weniger starken Nachwehen – herausgepresst werden muss. Bei mir verlief das beide Male vergleichsweise unspektakulär mit einem Geräusch, das ich anschaulicherweise als lauten „Flatsch“ bezeichnen würde – umso spektakulärer fand ich das, was anschließend geschah: bei der ersten Geburt hielt die Hebamme nämlich meinem Mann und mir sehr unvermittelt, aber dafür freudestrahlend einen großen blutigen Klumpen direkt vor die Nase.
„Sehen Sie, DAS ist ihre Plazenta!“ erklärte sie uns und steckte seelenruhig ihre Hand in die ehemalige Fruchtblase, um uns zu veranschaulichen, wo unser Kind seine ersten Monate verbracht hatte.
Jetzt bin ich aufgrund meiner Ausbildung und meines Berufsweges einiges gewöhnt, habe schon bei diversen OPs zugesehen, selbst Wunden versorgt und Anatomie am ehemals lebenden Modell gelernt, und habe daher keine Berührungsängste, was solche Dinge angeht. Dennoch ist mir das in diesem Moment fast etwas absurd erschienen, und wie grotesk das für meinen Mann gewesen sein muss, der was Medizin angeht ein absolutes Nackerbatzl ist, mag ich mir gar nicht vorstellen.
Nicht falsch verstehen: spannend ist es allemal. Nur wäre es gut gewesen, wenn wir darauf vorbereitet gewesen wären.
Beim zweiten Kind wollten wir beide unbedingt wieder die Plazenta sehen, und dieses Mal waren wir auch soweit darauf eingestellt, dass wir uns sogar darauf konzentrieren konnten, als die Hebamme uns erklärte, die zugegebenermaßen wirklich schöne Aderzeichnung der Plazenta wäre das Vorbild für den Lebensbaum, der zur Zeit so gerne als spirituelles Zeichen auf Wasserkaraffen & Eso-Kram prangt. Drum werde ich in Zukunft also immer an eine blutige Plazenta denken, wenn ich Wasser aus so einer Karaffe trinke. Prost Mahlzeit!

3. Beckenboden, wo bist du?

Die ersten Tage bis Wochen nach der Entbindung kann etwas passieren, was wirklich verunsichernd ist: dir scheint es eventuell als könnte dir jeden Moment ein weiteres Baby da unten rausfallen.
Grund dafür ist, dass bei vielen die Beckenbodenmuskulatur nach einer Geburt dermaßen geschwächt ist, dass man einen starken Druck nach unten verspürt, bis zu dem seltsamen Gefühl, dass sich dein Inneres quasi nach außen stülpt.
Dazu kann kommen, dass sich dein Darm und deine Blase erst wieder daran gewöhnen müssen, plötzlich wieder Platz zu haben. Bei mir hat das in den ersten Tagen nach der 2. Geburt dazu geführt, dass ich tatsächlich gar nicht gespürt habe, wenn die Blase voll war. Ich musste mich wie meinen 2-Jährigen regelmäßig ans Lulu-Gehen erinnern, damit keine peinlichen Unfälle passieren – spätestens wenn es dir ein Mal widerfährt, dass du zu spät auf die Toilette gegangen bist, und allein das Hinsetzen offenbar genug Druck auf deine Blase ausübt, dass diese sich – wohlgemerkt völlig unkontrollierbar – entleert, vergisst du das nie wieder 😉 Und nein, wir reden da nicht von einer tröpfchenweisen Inkontinenz beim Niesen oder Husten, wie sie oft noch monatelang nach einer Geburt normal sein kann, sondern davon, dass das ganze Ding ausrinnt. Und rinnt. Und rinnt. Und rinnt. Bis nix mehr da ist, und du kannst nichts dagegen machen.
Das muss nicht in dem Ausmaß passieren (nach der 1. Geburt hatte ich das z.B. gar nicht), KANN aber so sein. Am besten mit Humor nehmen, und eben die Blase gar nicht erst so voll werden lassen. Nach wenigen Tagen ist der Spuk vorbei, und die Rückbildungsgymnastik tut dann auch ihr übriges, damit der Beckenboden wieder ordentlich arbeitet.

4. Warum der Wochenfluss nicht nur fließt

Was dich etwas länger beschäftigen wird – nämlich üblicherweise 6-8 Wochen – ist der Wochenfluss. Schließlich hast du innerlich durch die Ablösung der Plazenta eine doch recht beträchtliche Wunde. Das heißt, du wirst bluten. Und im Verlauf der Heilung wird der ganze Spaß von hellrot (frisches Blut) über bräunlich bis zu gelblich-wässrig (Wundsekret) changieren. Anfangs wirst du mit riesigen Wochenbetteinlagen herumlaufen, eventuell sogar zweien auf einmal, und trotzdem wirst du unter Umständen nicht davor gefeit sein, den ein oder anderen Blutfleck zu hinterlassen.
So weit , so lästig. Das ist den meisten ja noch bekannt. Was bei mir allerdings einen kurzen Anfall von Panik verursacht hat, waren Koagel. Koa-was? Also ich hatte davor noch nie etwas davon gehört, und mich hat auch niemand darüber aufgeklärt, dass sich solche Teile beim Wochenfluss bilden können: kurz gesagt handelt es sich dabei um gestocktes Blut, das aus irgendeinem Grund nicht einfach abrinnt, sondern zu einem Klumpen gerinnt, um Tage später stückchenweise oder im Ganzen rauszukommen – und wahrscheinlich schon unzählige Frauen zu Tode erschreckt hat.
Denn diese Koagel sehen ein bisschen so aus, als würdest du ein inneres Organ gebären. Wenn ich nicht über entsprechende anatomische Kenntnisse verfügt hätte, wäre ich im ersten Wochenbett der Überzeugung gewesen, eben bahnt sich meine Leber einen Weg nach draußen. Tatsächlich haben Koagel nämlich Look und Konsistenz einer Leber – und sie können rieeeeesig sein. An manchen Stellen hört man sogar von Frauen, die von faustgroßen Koageln berichten. Also wenn du DAS nicht im Vorhinein weißt, kann dir das schon den Schock für`s Leben bescheren.
Auch das ist also normal – und muss nicht bei jeder Frau vorkommen. In Wochenbett Nr. 2 wurde ich zumindest bisher von größeren Koageln verschont. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.

5. Die Sache mit der Milch

Der Grund, warum du anfangs glaubst, keine oder nicht genug Milch zu haben, ist leicht erklärt: weil es auch so ist.
Es scheint ja oft die Vorstellung vorzuherrschen, dass frau einfach nur das Kind gebären muss, und die Milch dann quasi stanta pede automatisch in den Busen schießt. Und so wird gottergeben darauf gewartet, dass die Milch endlich fließen möge, während das Baby daneben im Bettchen liegt und am Schnuller nuckelt.
Aber nö nö nö, meine Lieben, so einfach ist das nicht. Stillen bedeutet nämlich: Üben, üben, üben. Sowohl für das Baby, als auch für die Mutter, als auch für die Brüste. „Einfach so“ passiert da garnix.
Heißt im Klartext: idealerweise vom Kreißsaal an ist das Baby in den ersten Tagen mehr oder weniger permanent an deinem Körper –  und bei jedem halben Auge, das das Kind riskiert, bei jedem Mucks und jedem Rührer: anlegen! Nur so kann das kleine Zwutschki lernen, wie das mit dem Saugen geht, nur so kannst du als Mutter trainieren, wie du deinem Baby helfen kannst, und nur so kapieren die Brüste mit der Zeit, was von ihnen erwartet wird. In den ersten Tagen saugt dein Kind nämlich eigentlich nicht, um sich zu ernähren – es gibt nur die Bestellung auf 😉 Geliefert wird dann später.
Zunächst zehrt dein Baby noch vom Fruchtwasser, das es bereits im Mutterleib geschluckt hat, und von den paar Tropfen Kolostrum (Vormilch), die deine Brust wahrscheinlich schon produziert. Bis die tatsächliche Milch einschießt vergehen gut und gerne mehrere Tage. In dieser Zeit verliert dein Baby natürlich entsprechend an Gewicht – bis zu 10% des Geburtsgewichts gelten als normal und sind nicht besorgniserregend.
Bis die Milchbar eröffnet ist, heißt es also: einzuhaltende Stillabstände und ähnliche Ratschläge in den Wind schießen und permanent ran an die Brust! Und wenn das Baby grad nicht will, legt die Mutter selber Hand an und regt die Milchbildung mit speziellen Brustmassagegriffen an.

Wer nicht stillen kann oder möchte, soll sich aber bitte auch nicht stressen lassen. Keiner hat was von einem Baby, das total unglücklich am Busen der Mama brüllt, oder von einer Mutter, die vor bzw. während jedem Stillen weint. Stillen ist eine großartige Sache, wenn`s gut hinhaut, aber wir müssen dafür auch nicht zu Märtyrerinnen werden (siehe Punkt 6), wenn`s nicht so klappt wie vorgestellt. Auch Flaschenkinder sind glückliche und gesunde Kinder.

6. Aua! Schmerzen nach der Geburt

Einer der Vorteile von Fläschchennahrung: sie tut nicht weh 😉
Und einer der Nachteile vom Stillen: die Kleinen haben recht schnell einen erstaunlichen Zug drauf. Und nachdem dein Baby dir zunächst ständig am Busen hängt und wie ein Wilder saugt, damit auch gefälligst irgendwann mal was dabei für es rausspringt, ist es ziemlich wahrscheinlich, dass deine Brustwarzen in der Zwischenzeit rebellieren. Im Klartext: Stillen tut in den ersten paar Tagen scheiße weh. Dass dir die Tränen in die Augen schießen, wenn dein Baby andockt, ist also nichts ungewöhnliches. Das kann so weit gehen, dass manche Frauen sogar offene oder blutig-entzündete Brustwarzen bekommen.
Dazu kommen die Nachwehen. Ja, du hast richtig gelesen, auch NACH der Geburt kannst du noch mehrere Tage Wehen haben. Diese sind an sich sehr sinnvoll, da sie dazu dienen deine Gebärmutter wieder zusammenzuziehen. Vor allem beim Stillen werden Hormone ausgeschüttet, die diese Nachwehen auslösen. Nach der ersten Geburt habe ich diese Nachwehen nicht so stark wahrgenommen, aber jetzt bei der zweiten war ich teilweise überrascht, dass die auch ganz schön gemein sein können.
Schießt dir dann zuguterletzt die Milch ein, tun dann nicht mehr nur die Brustwarzen weh, sondern die gesamte Brust – das Lymphgewebe schwillt an und diese riesenhaften aufgeblasenen Dinger, die mal dein Busen waren, werden unglaublich druckempfindlich. Ein paar Tage heißt`s durchhalten, dann spielt sich das meist schon ein. Manche glauben zu diesem Zeitpunkt sogar, plötzlich keine Milch mehr zu haben und zufüttern zu müssen, weil die Brüste auf einmal wieder so weich sind. Tatsächlich bedeutet es nur, dass sich Angebot und Nachfrage aufeinander abgestimmt haben.

7. Der Windelinhalt

Vorausgeschickt: ja, es ist normal, wie das aussieht…
Der Windelinhalt eines Neugeborenen kann für Nichtwissende ziemlich erschreckend aussehen: von schwarzem, zähen Teer („Kindspech“) über flüssiges, sumpfgrünes Algenwasser bis zu kurkumafarbenem Frischkäse ist jede Assoziation möglich.
Also ja, es ist normal, und du musst nicht in Panik zur Kinderschwester rennen, weil du denkst dein 2 Tage altes Baby hätte bereits Durchfall und bestimmt einen ganz bösen Krankenhauskeim erwischt.

Und was hast du im Wochenbett erlebt, was du lieber im Vorhinein gewusst hättest?

5 Kommentare zu „Was passiert eigentlich nach der Geburt? 7 Dinge, die dir keiner verrät (die du aber echt gerne vorher gewusst hättest)“

  1. Ganz toll verfasster Text!! Hätte ich immens gerne gelesen BEVOR ich meinen Zwerg bekam. Du hast vollkommen recht – leider fehlt es an derlei Infos für angehende Mami´s. Danke, dass Du´s so toll verpackt hast! Sollte eigentlich bei jedem Gynäkologen aufliegen – würde das Leben Vieler erleichtern, finde ich.

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  2. Wie wahr! Schon lange nicht mehr sind mir vor lauter Lachen beim Lesen deines Artikels die Tränen herausgekullert :))) Wenn ich diese Zeilen doch vor der Geburt meiner zwei kleinen Striezel gelesen hätte, ich hätte mir so manchen Ohnmachtsanfall erspart..Alles Liebe, du schreibst sooo gut!

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